Die Fakten in Zahlen: Wir erhalten 70 % weniger Berührungen als wir uns wünschen
Nur noch 30% der deutschen Bevölkerung fühlt sich nie einsam
Berührungen sind ein elementares Grundbedürfnis aller Säugetiere, d.h. auch des Menschen. Aber woher kommt es dann, dass wir zunehmend an Berührungshunger oder auch „touch hunger“ wie es die Wissenschaftler nennen leiden. Zum einen, weil immer mehr Menschen als dauerhafte Singles leben und keine festen sozialen Bindungen mehr eingehen möchten und zum anderen, weil die digitale Welt immer mehr Raum in unserem Leben einnimmt. Aber auch immer mehr alte Menschen sind von Einsamkeit und Berührungsmangel betroffen. Wenn der Partner stirbt, die sozialen Kontakte abnehmen und die Kinder und Enkel nur noch ab und zu auf einen Besuch vorbei kommen.
Doch wie groß ist die Bedeutung von Berührungen tatsächlich?
5 Sekunden in inniger Umarmung setzen in unserem Körper ein regelrechtes Feuerwerk in Kraft.
Denn dann wird das Hormon Oxytocin das vom Hypothalamus gebildet wird freigesetzt. Dieses Hormon ist zuständig für das Wohlgefühl. Es beruhigt, steigert Vertrauen und Glücksgefühle und lässt uns somit erkennen, wer zu uns gehört.
Bereits ein Embryo in der 7 Schwangerschaftswoche reagiert auf Berührungen und Reize. Die Verbindung zwischen Eltern und Kind in Fachkreisen auch „branding“ genannt, ist für ein Neugeborenes genau so wichtig, wie Nahrung um sich gut entwickeln zu können.
Denn wir Menschen sind in erster Linie ein "Homo hapticus" (erstmals von Martin Grunwald in seinem Sachbuch beschrieben). Das heißt, wir sind eine Spezies, die sich nicht denkt, sondern fühlt.
„Fühlen und tasten ist viel wichtiger für unser Überleben als sehen, hören, riechen und schmecken“, sagt Martin Grunwald. Wir sind soziale Wesen, die den Kontakt zu anderen Menschen brauchen.
Wie wirkt sich aber Berührung auf unseren Körper aus?
- Wohlbefinden lässt sich wissenschaftlich nachweisen. Untersuchungen im Haptik- Labor der Universität Leipzig haben ergeben:
- Leichte Berührungen im angemessenen Kontext bewirkt eine starke Entspannung
- Die Hirnaktivität wird langsamer, der Geist kommt zur Ruhe
- Die Herzfrequenz nimmt ab
- Die Muskulatur entspannt sich
- Das Stresshormon Cortisol verringert sich
- Das Immunsystem wird angeregt und die Abwehrkräfte gesteigert
- Das vegetative Nervensystem wird geschützt und eine Genesung wird positiv beeinflusst
- Negative Einflüsse werden im Gegenzug neutralisiert
- Schmerzen können gelindert werden
Neu ist auch die Entdeckung, der C-taktilen Nervenfasern („Affaktive Touch“,Untersuchungen der Uniklinik Dresden, Carl Gustav Carus), die nur auf das streicheln reagieren. Sie reagieren ausschließlich bei langsamen Streicheleinheiten auf behaarten Hautstellen und einer Körpertemperatur von 32 Grad ( entspricht der Temperatur der Hautoberfläche). Das heißt, die Handinnenflächen und Fußsohlen gehören nicht dazu. Diese C-taktilen Nervenfasern verfügen über eine Direktverbindung zu den neuronalen Wohlfühlzonen dem Belohnungszentrum im Gehirn. Die Nervenfasern ermöglichen uns den Sinn für Geborgenheit und Sicherheit. Damit wir uns beruhigen und entspannen können.
Ein funktionierender Tastsinn macht es möglich, andere Menschen zu fühlen, wahrzunehmen und die Empfindungen zu verarbeiten. Wobei wir auf Personen mit denen wir in engem Kontakt (Familie, Freunde, Arbeitskollegen...) mehr reagieren als auf fremde Personen. Denn für alles was es an Lebendigem auf unserer Welt gibt, brauchen wir einen Tastsinn. Ohne ihn kann kein Säugetier leben, sich orientieren, wachsen und gedeihen.
So können wir mehr Berührungen in den Alltag integrieren:
Nicht Distanz sondern Nähe heißt das Zauberwort. Familienangehörige mal öfters in den Arm nehmen und Freunde zur Begrüßung von Herzen umarmen. Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl
Gemeinsames Essen mit Familie oder Freunden! Fördert soziale Kontakte, Nähe und Bindung ( Forschungsergebnisse der Marx Planck Gesellschaft)
Auch regelmäßige Massagen stärken das Immunsystem
Haustiere können uns die fehlenden sozialen Kontakte weitgehend ersetzen. Durch die Streicheleinheiten haben Mensch und Tier einen gegenseitigen Nutzen.
Durch das langsame Streicheln der behaarten Hautoberfläche (ohne erotische Hintergründe) mit einer Feder kann man sich auch selbst ein paar Glücksmomente schenken und die Nervenfasern aktivieren
In Leipzig gibt es bereits eine „contakt improvisation“ Gruppe. Die ebenfalls ohne erotische Absichten Bewegungs- und Kontaktmöglichkeiten in Form von Tanz praktiziert. Dies fördert die nonverbale Kommunikation und die Erfahrung über sich selbst und andere.
In meinem Buch
„33 Inspirationen für ein glückliches Leben“
beschreibe ich unter anderem diese und weitere Anleitungen für ein zufriedenes und glück erfülltes Leben (Erscheinungstermin voraussichtlich im Herbst 2019). Gerne biete ich auch Vorträge im beruflichen Kontext zu diesem Thema und weiteren Themen aus meinen Blogartikeln an.