Was die Psychologen mehr oder weniger wissenschaftlich und empirisch feststellen, das geben auch schöne Geschichten und Erzählungen weiter. Zum Beispiel, wie es ist, an jedem Tag die guten Dinge dankbar wahrzunehmen:
Komm ich erzähl dir eine Geschichte...
„Zu einer weisen alten Frau, die zufrieden in ihrer kleinen Hütte lebte, kamen die Kinder des Dorfes. Eine ganze Weile standen sie etwas schüchtern am Gartenzaun. Die Frau, die sie natürlich wegen ihres aufgeregten Wisperns längst wahrgenommen hatte, wartete geduldig. Dann traute sich ein kleines, keckes Mädchen mit Sommersprossen und kurzen, dunklen Zöpfen. Sie öffnete vorsichtig das Gartentor, schritt zwischen Blumen- und Gemüsebeeten lang und stand schließlich vor der alten Frau, hinter sich die anderen Kinder.
Lächelnd sah die Frau in die Gesichter der Kinder. Sie wartete. Wieder ist es die Kleine mit den Zöpfen, die sich traute; „Die Leute im Dorf sagen, Du bist reich. Warum lebst Du dann in einer kleinen Hütte und nicht in einem großen Schloss?“ „Sagen die Leute das?“ Die Frau sieht die Kleine nachdenklich an. „Nun, sie meinen nicht, dass ich viel Geld habe. Ich habe viel Freude am Leben. Das macht die Dankbarkeit.“ Nun schauen sie viele Kinderaugen fragend an. „Wollt ihr mein Geheimnis wissen?“ Kinder wollen immer gerne Geheimnisse erfahren!
Die Frau greift in ihre linke Schürzentasche und holt eine Handvoll Bohnen heraus. „Das ist das Geheimnis meines Glücks und mein Reichtum. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, stecke ich eine Handvoll Bohnen in meine linke Schürzentasche. Und jedes Mal, wenn mir etwas gut gefällt und mein Herz berührt, nehme ich eine der Bohnen und lege sie in meine rechte Schürzentasche. Wenn mir zum Beispiel meine Zinnien hier im Garten so prächtig blühen, wenn ein Vogel singt und die Kartoffeln wachsen, wenn ein Mensch mich freundlich grüßt und die Sonne meine Haut wärmt. Und wenn ich dann abends an meinem warmen Ofen sitze, nehme ich all die Bohnen dieses Tages aus meiner rechten Schürzentasche, erinnere mich daran, was ich Gutes an diesem Tag erlebt habe und sage dem Herrgott ‘Danke!’ für die guten und schönen Augenblicke des Tages. Die Dankbarkeit macht mich reich!“
Still staunend schauen die Kinder die alte Frau an. Sie steht auf, holt einige Hände voll Bohnen aus ihrem Vorratsraum und schenkt sie den Kindern. Als sie strahlend von dannen ziehen, nimmt die alte Frau eine Bohne aus ihrer linken Schürzentasche und legt sie in die rechte.“